English Version Available!

Bajonett-Umbau vom Canon New FD Mount eines älteren Canon Supertele 500 mm / 4.5 L auf das moderne Canon EOS EF Bajonett für Digitale Spiegelreflexkameras

Der Besitzer dieses Objektives bat mich, es ihm auf das Canon EF-Bajonett umzubauen - was ich es ja schon mit dem ähnlichen Canon FD 300/2.8L erfolgreich für mich selbst gemacht habe.
Mit großem Ehrgeiz es besser zu machen als bei meinem ersten Superteleumbau, habe ich mir auch die Freiheit gegönnt, falsche Wege zu gehen - dazu später mehr.

Das Supertele hat leider durch einen Sturz einen Defekt am Bajonett abbekommen, das New-FD Mount hing schräg, und lies sich etwas bewegen. Zudem war zumindest eine Schraube wesentlich zu locker angezogen, eine Schraube fehlte, und der hintere von Hoch- auf Querformat drehbare Tubusteil war relativ locker montiert. Vermutlich wurde das Objektiv schon einmal demontiert.

Zu allererst habe ich die optische Einheit abmontiert, dazu habe ich die drei (?) kleinen Schlitzschrauben am Überwurfring gelöst. Nach Entfernen des Einsteck-Filters aus dem Objektivtubus, läßt sich der Überwurfring abschrauben. Man hat auf dem hinteren (kameraseitigen Teil) dann den direkten Blick auf die Blende. Die andere vordere Seite des Objektives hat alle Linsen - im hinteren Teil befindet sich nur noch der erwähnte Einschubfilter.



Der Breech-Look Bajonettring läßt sich nach Entfernen der Schauben am Umfang abziehen - jedoch kommt man so von dieser Seite bei den großen FD-Teleobjektiven nicht weiter.

Um wirklich das Bajonett entfernen zu können, muß von vorne (also aus Richtung Motiv) erst die Blende entfernt werden. Dazu werden die äußeren etwas versteckten Schrauben gelöst. Die weiter oben liegenden Schrauben sollte man tunlichst erst mal nicht anrühren - sie dienen der Blendenjustage. Es sollte auch vermeiden werden, die Blendenlamellen zu berühren, oder gar im Eifer des Gefechtes mit dem Finger oder Werkzeug zu verbiegen. Wie man hier sieht, ist bei diesem Objektiv der Hebel zur Blendenübertragung verbogen.

Nach der Demontage der Blende, kann man mit langen Kreuzschlitz-Schraubendrehern den inneren Tubus entfernen. Dieser ist wie bei vielen hochwertigen Objektiven mit einer Art Samt beklebt - zur Reduktion von flachem Streiflicht, welches von schwarzem Lack nur ungenügend absorbiert wird.



Hier sieht man sehr schön den Hebel der Springblende - dieser wird von außen demontiert - wobei das Loch später wieder verschlossen werden muß.

Außen läßt sich nun das Bajonett mitsamt Blendenring abschrauben. Hier sieht man auch deutlich den verbogenen Hebel zur Blendenübertragung.

Dieses Teil läßt sich noch weiter demnotieren.




Hier nun der äußere Blendenring und das innere Fassungsteil. Links sieht man die Blendenrastung aus Kunststoff.

Und hier sieht man defkete Teile. Leider ist durch den Unfall keine Schraube gerissen, sondern dieses Teil im rechten Bild - einer der vier Anschraubpunkte des Bajonetts. Leider sind zwei der verbleibenden Schrauben enb beisammen, so dass ein wichtiger Teil der Befestigung in der Luft hängte - wie oben bereits zu erahnen war.



Die von mir gewählte Reparaturmethode ist ein Weg zur Lösung.
Ich habe einfach das ausgerissene Gewinde mit einem verschraubten Metallbügel überbrückt.

Ein anderer Weg wäre ein Art umgedrehtes "T" gewesen, welche ich als Drehteil mit passender Rundung angefertigt hätte, und dann zurechtgefräst / gefeilt. Und mit 2-4 Schrauben parallel zur optischen Achse angeschraubt. Der Nachteil dieser Lösung wäre, dass ich zudem den äußeren Blendenring hätte dafür modifizieren müßen. Dies würde die theoretische Rückbaubarkeit auf FD Mount beschränken.Zudem wäre der zeitliche Aufwand vergrößert.
Noch aufwendiger wäre die Neuanfertigung des kompletten Tubusteiles, mit der Beschränkung auf die notwendige Funktionalität für den EF Mount.



Die Blendenankupplung versuchte ich erst mit einem genau auf ~1/10 mm angefertigten Drehteil als Lager für den langen Blendenhebel. Einen neuen unverbogenen Blendenhebel fertigte ich ebenfalls dafür - so bleib der Original FD Hebel unverändert erhalten.



Allerdings entäuschte mich dieser Weg mit einer nicht hinnehmbaren Reibung. Auch mit verschiedenen Fetten konnte ich die Lagerung trotz der geringen Verstellkräfte für die Blende nicht nutzbar machen.
Die Option den Ring umzubauen, um ein doppelseitiges Kugellager zu verwenden, habe ich aus Zeitmangel verworfen.

Die langen Hebel bei dem Canon FD 500mm f/4.5 L waren bei dem Umbau eine größere Herausforderung als der etwas kürzere Hinterbau beim FD 300/2.8L.
Um trotzdem zu einer Lösung zu gelangen, habe ich wieder eine Blenden-Mitnehmer-Scheibe gebaut. Auf diese Scheibe einen Aufsatz, an welche der Blendenhebel geschaubt wird. Das ganze habe ich am Schluß möglichst uneben mattschwarz lackiert.

Der Punkt der maximalen Öffnung der Blende läßt sich über die Langlöcher etwas justieren. Jedoch reibt die Blende bei zu starkem eindrehen der Schrauben. Die Schließung der Blende kann dann komplett versagen. Deshalb müßen diese Schrauben z.B. mit Lack gesichert werden. Nach ausschrauben der Schrauben in den Langlöchern läßt sich die Blende weiter demontieren. Die anderen Schrauben dienen der vollständigen Demontage der Blende. Die Blende dieses Superteles ist recht wartungsfreundlich. Nach der Reinigung der Lamellen (kein Schmieren!) lies sich die Blende auf den ersten Versuch weider korrekt montieren.
Allerdings ist die gewünschte Leichtgängigkeit für die Adaption nicht vollständig erreicht, die Blende konnte bei den ersten Versuchen ab und an hängen - vermutlich wäre eine etwas lockere Montage notwendig gewesen.

Hier sieht man links die Rastung für die Hoch/Querformat-Verstellung im Objektiv-Vorderteil. Rechts die neu gebohrten Löcher für die Blendenmontage im Objektivrückteil.

Für das eigentliche neue Bajonett verwendete ich einen M42 Adapter mit Kragen. Den drehte ich auf den Durchmesser des entsprechenden Gegenstückes des Objektives. Dies vereinfacht die zentrierte Vormontage für die Bohrung der Durchgangslöcher. Bei meinen früheren Adaptionen mit einem normal großen M42 Adapter war das Treffen des Objektiv-Mittelpunktes eher Glücksspiel. Ich vermute dass das Abdrehen eine mögliche Dezentrierung um den Faktor 5-10 reduziert.



Hier ein Testbild, dass den Unterschied zwischen mattem Lack und Samt bei Streiflicht zeigt. Wo immer möglich, ist in solchen Tuben eine samtartige Oberfläche zu bevorzugen - das ist auch der Normalzustand vieler inneren Teile bei diesem hochwertigem Teleobjektiv. Hier wird die samtige Oberfläche eines Minolta Objektives auch als ein Unterscheidungsmerkmal für Strulich vermutet.



Hier die hintere Objektivhälfte ohne Glas an eine EOS Testkamera - wie man unschwer erkenne kann, habe ich zum wiederholten mal einen M42 Adapter falsch gebohrt - was bei anderen Optiken nicht wirklich stört, ist hier wegen des Stativfußes zu vermeiden - also habe ich noch einen weiteren Mount gebohrt. Und ich gebe gleich zu - es war der dritte. Der Erste war von den Bohrungen alles andere als ideal:


Parade der Canon-Supertele-Optiken.
Scheinbar habe ich bei meinem ebenfalls selbst konvertierten Canon 2.8er 300mm das Schild verkehrt montiert. Ganz rechts noch die Reste des Objektivumbaues.
Wie schon erwähnt, wäre diese Art des Umbaues (ohne die Reparatur) vollständig umkehrbar auf FD Mount. Es werden keine Änderungen an Originalteilen vorgenommen, welche die Funktion eines rückgebauten FD Objektives einschränken würden.

Die Beispielbilder entstanden mit dem umgebauten Canon FD 500 mm / 4.5 L und einer EOS 5D - oft mit diversen Zwischenringen.
Für die Tier-Photographie hatte ich leider keine Zeit - und vermutlich auch nicht das nötige Können.
Diese Bilder sind auf die Original-Größe verlinkt. Scharf und kontrastreich ist das Objektiv!



Wie immer bastelt jeder auf eigenes Risiko!
Man sollte sich nicht fehlleiten lassen, dass der Umbau ja dank so einer Anleitung kinderleicht wäre. Zum Beispiel ist das Finden einer guten Position für den Blendenhebel nicht ganz trivial. Auch der zeitliche Aufwand der immer wieder nötigen Montage und Demontage sollte nicht unterschätzt werden. Und Murphy schlägt auch hier gerne mal zu :-)

Mit einem höheren Maschineneinsatz - Drehbank und Fräse - habe ich nur ein New FD 400 mm / 2.8L auf Canon EF Bajonett für EOS DSLR Kameras umgebaut